Equus

Equus

  • Genre Schauspiel
  • Bühne Schauspielbühne
  • Premiere16. Februar 2008
  • Vorstellungsdauer2:25 hod.
  • Anzahl der Wiederaufführungen24
  • Derniére30. März 2009

Psychologisches Drama

Die Geschichte über einem geheimnisvollen Gott der Pferde, kranken Leben und über Seelen, die Zärtlichkeit suchen, stammt aus der Feder des Autors eines anderen berühmten Stücks „Amadeus“, das in der Regie von Zdeněk Černín im Stadttheater Brno mit Erfolg schon die zehnte Saison aufgeführt wird.

Equus behandelt mit Grazie und zugleich auch geradlinig das aufregende Thema der Gefühlsentgleisung, wann die Einzelwesen unter Druck von unterschiedlichsten Ideologien und Fanatismen ihre Gefühlskontakte verlieren. Die attraktive Verwicklung mit Krimistich, die Poesie des Alltags sowie die Ritualität des Theaters, die in jede denkbare Kontur gespielt wird, und nicht zuletzt auch die unterschiedlichen großen menschlichen Themen, das alles noch mit vereinzelten schauspielerischen Gelegenheiten gewürzt – vor allem das wird von diesem weltbekannten Stück in der Regie von Zdeněk Černín versprochen.

Autor

  • Peter Shaffer

Regieassistent

Übersetzung

  • Ivo T. Havlů

Dramaturg

Szenerie

Musik

Choreographie

  • Libor Vaculík

Dramaturgieassistentin

  • Jana Podlipná

Fachzusammenarbeit

  • Viktor Kudělka
  • Mojmír Svoboda

Martin Dysart, psychiatr

Alan Strang

Frank Strang

Dora Strangová

Hesther Salomonová, soudkyně

Jill Masonová

Harry Dalton, majitel stájí

Mladý jezdec

Kůň/Koně

Zwischen der zweifelnden Vernunft und der verbrennenden Leidenschaft

Vít Závodský 1. April 2008 zdroj Anlage Kam

Zweiundachtzigjähriger Sir Peter Shaffer gehört zu den bedeutendsten modernen britischen Dramatikern. Häufig nehmen auch die Filmautoren, einschließlich Miloš Forman, die Inspiration von ihm. Erstaunlicherweise erkannte die mährische Metropole erst jetzt, nach früheren Aufführungen von anderen Shaffers Stücken (Die königliche Jagd nach der Sonne, Komödie im Dunkeln, Amadeus) durch verschiedene Ensembles, sein älteres weltbekanntes Drama Equus (1973), wenn es nach der tschechischen Premiere in Ostrava (1979) und nach anderen Amateurinszenierungen Mitte dieses Februars von der Schauspielbühne des Stadttheaters Brno einstudiert wurde.

Die mit ihrem Sujet attraktive, durch wirklichen Fall inspirierte Geschichte des siebzehnjährigen Einzelkindes Alan Strang, das seine sechs geliebte Pferde anscheinend grundlos auf der Farm verblendet, läuft vor allem in einem Provinzsanatorium vor, wo der Gegnerspieler des Jünglings der Psychiater Martin Dysart ist. Zdeněk Černín (im Stadttheater Brno setzte er den bisher wieder aufgeführten Amadeus in die Szene) bearbeitete - in sehr unterwiesenen (siehe obligat inhaltsvolles Programm) dramaturgischen Zusammenarbeit mit Jiří Záviš - die dreißig Jahre alte Übersetzung von Ivo T. Havlů und er verkürzte sie. Vielleicht konnte er noch mehr rasant sein, weil die komplizierte, philosophisch und psychologisch fundierte Vorlage die Kliffe der epischen Statik und des "Rundfunkverbalismus" in sich verbirgt, die mit einer geeigneten Bühnenaktion nur schwierig zu steuern sind. Er hatte doch im bewahrten Inszenierungsteam einen kräftigen Helfer: Komponist der variablen Musik David Rotter, Choreograf Libor Vaculík und insbesondere Bühnenbildner Jan Dušek. Düster, abstrakt universaler Raum mit zwei gegeneinander laufenden Wänden und Horizont, der die Drehbühne und das nötigste Mobiliar ausnutzt, ermöglicht, dass sich die retrospektiv demonstrierten Sequenzen in der Stelle sowie in der Zeit frei durchdringen. Er weißt sich mit Übergängen zwischen unpersönlichem Raum des Sanatoriums und magisch animalischer Welt der Ställe und auch mit verzwickter Darstellung der Pferde mittels Konturen der Leisten und mittels Masken der leuchtenden Augen einfallsreich zu helfen. Zu dem kurzen, zweiteiligen Abend, der eine mehr detaillierte Analyse verdient, akzentuiert richtig, bei solider Darstellung von anderen Gestalten (Hana Holišová, Pavla Vitázková, Josef Jurásek, Miroslava Kolářová u.a.), der Gegensatz des dominierenden, in seiner Profession sowie Ehe "ausgebrannten" Therapeuten (erfahrener Darsteller der widerspruchsvollen Gestalten  Viktor Skála) und des sich schrittweise dem Therapeuten sowie den Zuschauern öffnenden, der "dionystischen" Mystik nahe stehenden Teenagers (neuer begabter Mitglied des Ensembles Vojtěch Blahuta). Dieser ist nicht nur Objekt der fachlichen Fürsorge, sondern vor allem Katalysator der langjährigen quälenden ästhetischen sowie existenziellen Zweifel des Arztes. Zdeněk Černín wechselt die gespart beleuchteten Monologe, sogar Traktatmonologe von Skála mit expressiven bis rituell extatischen Szenen (optisch effektvolle Fahrt auf dem Strand, Nachtadoration des zur Gottheit erhobenen Equus, stilisierter Massaker), manchmal bis Varieteszenen (Tanz der Hengste). Diese polythematische Inszenierung mit minimalistischer Szenenauffassung weißt den empfindungsfähigen Zuschauer anzusprechen.

          

Was die Pferdaugen nicht sehen sollten

Peter Stoličný 20. Februar 2008 zdroj Brno

Drama Equus im Stadttheater Brno

Peter Shaffer: Equus. Übersetzung: Ivo T. Havlů. Regie: Zdeněk Černín. Szene: Jan Dušek. Musik: David Rotter. Choreografie: Libor Vaculík. Premiere: 16. Februar 2008 im Stadttheater Brno.

Der Name des Dramatikers wird gewöhnlich mit seinen berühmtesten Werken verbunden. Peter Shaffer ist doch vor allem mit dem Theaterstück Amadeus verbunden. Die Zuschauer verbinden ihn nämlich mit der Filmbearbeitung von Miloš Forman. Und die Bratislavaer verbanden ihn noch mehr mit der Vorstellung, in der Mozart und Salieri von den erfahrenen Schauspielern Milan Kňažko und Emil Horváth dargestellt waren.

Es ist interessant, das Shaffers Stück Equus, das auf Broadway sechs Jahre vor Amadeus aufgeführt wurde, berühmter ist. Es schockierte die Zuschauer mit seiner einfachen Dringlichkeit und psychologischer Tiefe der Geschichte.

Die Geschichte läuft auf der Farm, wo sich eine Pferdezucht befindet, vor. Eine Nacht bringt hier siebzehjähriger Alan sechs Pferde um ihre Augen brutal um. Dieses ungewöhnliche Verbrechen (durch wirklichen Fall inspiriert) bringt Alan zu psychiatrischer Untersuchung beim Doktor Dysart, der die Ursachen seiner schrecklichen Tat feststellen soll.

Im Stadttheater Brno wurde die Inszenierungen des psychologischen Dramas Equus vom erfahrenen Regisseur-Schauspieler Zdeněk Černín vorbereitet. Absichtlich schreibe ich Regisseur-Schauspieler. Seine Regien sind nämlich immer äußerst schauspielerisch. Er geht von seinen eigenen langjährigen schauspielerischen Erfahrungen und auch vom natürlichen schauspielerischen Bedarf, sich mittels der Gestallten auszudrücken, aus. Ohne zwecklose visuelle Elementen, ohne komplizierte Teilung der Szenen. Die Schauspieler in der Regie von Černín spielen so, dass der Zuschauer das Gefühl gewinnt, dass die Situation auf keine andere Weise dargestellt sein kann. Es kommt zu enger Verbindung zwischen dem Schauspieler und Zuschauer. Es kommt zum Einklang von Gefühlen und Situationen, die sie erleben.

Der Psychiater (Viktor Skála) und sein Patient (Vojtěch Blahuta) erkennen sich zuerst ungläubig um schließlich zum Kern der Tragödie zu kommen. Aber es ist nicht nur die Enthüllung des Motivs der schrecklichen Tat des Jünglings, der die Pferde abgöttisch liebt. Es ist auch die Enthüllung des "ausgebrannten" Menschen, Psychiaters. Die geheimnisvolle Gottheit  Equus, die sich in den Augen der Pferde verbirgt, hilft nicht nur die schreckliche Tat des Jünglings, sondern auch den Verlust der Energie und vielleicht auch der Identität des Arztes, des Menschen, der in die Gesellschaft ordentlich eingegliedert ist und der bisher nicht zugab, dass er eigentlich kein Grund zum Leben hat, zu entdecken. 

Dem englischen Dramatiker Peter Shaffer, der von Zdeněk Černín ausgezeichnet übersetzt war, gelang es, die Zuschauer mit dem Spiel wirklich zu treffen. Sie zu zwingen, zusammen mit den Protagonisten diese nicht einfache doch verständliche Tragödie der Menschen, die nicht ahnten, wohin der Mangel an Kommunikation, Verständnis, Unmöglichkeit zu sprechen den Menschen führen kann, zu erleben. Und es betrifft nicht nur Alan und Arzt, sondern auch die Eltern des Jünglings (Miroslava Kolářová, Josef Jurásek), seine beinahe wirkliche Geliebten Jill (Hana Holišová - die ich sehen konnte, in der Alternation mit Hana Briešťanská), die Richterin (Pavla Vitázková) oder den Besitzer der Stall in der Darbietung von Robert Jícha. Diese alle trugen mit ihrer realistischen, tief wahren schauspielerischen Leistung zum Ausklang des Stücks bei. Die funktionelle Szene und Kostüme von Jan Dušek und die suggestive Musik von David Rotter trugen natürlich auch dazu bei, dass die Inszenierung Equus ein kompaktes Werk mit einheitlichem, auch wenn nicht eindeutigem Ausklang ist. In der Luft bleibt nämlich immer die Frage hängen: wer verursacht jenes Missverständnis, aus dem solche verlorene und verlasse Leute entstehen? Es wollte doch niemand andern absichtlich weh tun. Alle Protagonisten hatten doch die besten Absichten. Niemand war böse. Nur unachtsam zu seiner Umgebung.

Und so trägt die Inszenierung ein Ethos in sich, Aristoteles würde sagen - Anagnoris, das vielleicht einen kleinen Samen, eine humanistische Botschaft in die Zuschauer auf Ende besamt. Brecht hielt das Theater, das nicht erzieht, für zwecklos. Auch wenn wir mit dieser These nicht unbedingt einverstanden sein müssen, bei der Inszenierung Equus könnte Brecht zufrieden sein. Sie schlägt den Zuschauer mit anderen als epischen und entfremdenden Mitteln, aber es schlägt ihn. Und zwar stark. Es war auf den Gesichten der Zuschauer, die die Schauspielbühne des Stadttheaters Brno verließen, zu sehen.

 

 

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