Ein Traum von Hochzeit

Ein Traum von Hochzeit

  • Genre Schauspiel
  • Bühne Schauspielbühne
  • Premiere27. März 2010
  • Vorstellungsdauer2:20 hod.
  • Anzahl der Wiederaufführungen104
  • Derniére11. Januar 2019

grimmige Komödie

Der Trauakt und die Momente vor ihm stellen gewöhnlich die Situation dar, in der sich die Lebensschicksale brechen. Und so ist es auch in einer der bestens geschriebenen Komödien der Gegenwart. Bill und Rachel sind glücklich. Bill und Rachel werden heiraten. Beide freuen sich sehr auf die Hochzeit. Auch Tom, Bills Trauzeuge, freut sich. Auch die Eltern von Rachel freuen sich. Und eine wunderschöne Hochzeitssuite ist gebucht... Aber am Morgen vor dem Hochzeitstag erwacht Bill in einem Bett nach der Nacht, an die er sich nicht erinnert, mit einem Mädchen, an das er sich nicht erinnert und darüber hinaus erinnert er sich nicht einmal daran, was zwischen ihnen geschieh – und das Mädchen sagt, dass manches. Es bleibt nicht anders als es sofort im Bad zu verstecken und mit großer Hilfe des Trauzeuges Tom und des armen, in die ganze Sache versehentlich verwickelten Zimmermädchens Julie zu versuchen, alles vor der Braut und ihrer Mutter zu verheimlichen, während der zu Freude trinkende Vater beginnt, dem Hotelpersonal kleine Komplikationen zu machen. Alles verwickelt sich definitiv in dem Moment, wann Tom feststellt, was für ein Mädchen die Nacht mit Bill verbrachte. In dieser Komödie der Verwechslungen, Lügen und Missverständnissen führt alles zu einer unvermeidlichen Katastrophe, die sich am Schluss paradox zeigt, die beste Lösung zu sein. Diese ausgezeichnete klassische Situationskomödie des erfahrenen britischen Dramatikers Robin Hawdon wurde seit ihrer Premiere in 1994 auf den Bühnen in ganz Europa gespielt!

Autor

  • Robin Hawdon

Übersetzung

Bearbeitung

  • Stanislav Slovák

Bill, ženich

Tom, svědek

Judy, dívka

Julie, pokojská

Dafné, matka nevěsty

Dupont, ředitel hotelu

APPLAUS FÜR DIE „GRIMMIGE KOMÖDIE“

Vít Závodský 18. Oktober 2016 zdroj www.brnozurnal.cz

(…) Die Dramaturgie des Stadttheaters Brno gleicht die intellektuell ernsteren Stücke mit jenen, die zu Komödiengenre gehören, ziemlich proportional aus, weil sie sich bewusst ist, dass die von den Zuschauern gesuchte, sogar bevorzugte Erholungsfunktion eine natürliche Komponente des Schauspielplans bleibt. Gerade in den Komödienstücken trifft sie gewöhnlich eine glückliche Auswahl, wie es die immer wieder aufgeführten Inszenierungen beweisen, z.B. Der Floh im Ohr von Feydeau (1996) oder Charleys Tante von Brandon Thomas (2007). Mit ihrer 100. Wiederaufführung ordnete sich in diese Serie am 9. Oktober 2016 auf der Schauspielbühne auch die Posse Ein Traum von Hochzeit von Robin Hawdon in neuer, flinker Übersetzung von Jan Šotkovský ein. (…) Sofort am Anfang setzt die Regie mittels des zuverlässigen Zusammenspielens der Protagonisten ein flinkes Tempo. Die nicht vulgäre, geschmacksvolle Einstudierung mit einer ganzen Reihe von Gags weißt, von der Musik von Karel Albrecht unterstützt, den Rhythmus, die Gradation und im großen Ganzen die nicht extemporierende Disziplin zu halten. (…) Schon von der Exposition an zeigt einen extremen Einsatz Milan Němec als Bräutigam Bill. Zunächst ist er von der Anwesenheit der sympathischen, aufrichtigen, lieben und angenehmen Judy (Hana Holišová) in seinem Schlafzimmer völlig verwirrt, dann verfängt er sich in die Falle von Verschleierungslügen und bekommt für seine eruptive Wort- sowie Bewegungsäußerung auch Applaus auf offener Szene. Ein guter Kontrast zu ihm stellt sein mehr dezenter und mehr männlicher Freund und Trauzeuge Tom in Darstellung von Peter Štěpán dar, der cholerischen Anfällen der Eifersuchtswahn schrittweise verfällt. (…)

 

Keine Angst vor witziger Boulevardpresse

Vít Závodský 1. September 2010 zdroj KAM

Das dramaturgisch bunte Angebot der Schauspielbühne des Stadttheaters Brno achtet darauf, dass die anspruchvollen Stücken und Entspannungsstücken in dem Spielplan ausgewogen sind. Zu jenen letzt genannten traf nach dem Konversationsstück von Veber Dinner für Spinner auch die Frühlingspremiere der Posse von Robin Hawdon (1939 geboren) Perfect Wedding (1994) ein, in neuer, geschmeidiger Übersetzung von Jan Šotkovský Ein Traum von Hochzeit genannt. In längerem Zeithorizont gesehen, knüpft es also an die Linie der dortigen erfolgreichen, französischen oder angloamerikanischen Verwicklungskomödien des Typs Floh im Ohr oder Not now, darling! frei an.


R. Hawdon ist ein kommerziell tüchtiger, vielseitiger britischer Schriftsteller (unter anderem Autor von zwei Romanen) und Bühnenschaffende, welcher sich der Bühnen-, Film- sowie Fernsehschauspielkunst und Regie widmet. Von seinen zwanzig Stücken wurde bei uns von mehreren Ensembles, einschließlich Amateurtheater, gerade nur sein weltbekannter Traum von Hochzeit aufgeführt, welcher in mehreren Autorenversionen existiert. Die Handlung der zweiteiligen Kammervorlage mit nicht großer Besetzung erfüllt ganz einfach die klassische „Lehre von den drei Einheiten“, und sogar ihre Bühnenzeit entspricht jener realen. Sie geht während eines betriebsamen Vorhochzeitsmorgens in einer gemütlichen Suite eines Landeshotels vor und die für die Komödie tragende Ausgangssituation erinnert z.B. an die mehr als hundert Jahre alte Dame von Maxim von Feydeau: der Bräutigam mit Kateramnesie erwacht nach der gebummelten Nacht in seinem Bett neben eines unbekannten Mädchens, woraus laut den bewährten Genreprinzipien unterschiedliche Verwechslungen, Ausreden und in paradoxes Ende, bzw. in eine Chance für neuen Anfang mündende Missverständnisse ausgehen.
Der übersetzende Dramaturg zusammen mit seiner Kollegin Klára Latzková und dem Regisseur Stanislav Slovák, welcher sich im Musicalbereich schrittweise durchsetzt (Jánošík, Schneewittchen und die sieben Zwerge), verkürzten und bearbeiteten ein bisschen den behänd  konstruierten Text, so dass seine schnellen lakonischen Repliken die Voraussetzungen für einen nicht langen, dynamischen Abend vorbereiteten, dessen Verrücktheiten dem Zuschauer zum Glück nicht erlauben, bewusst zu werden, dass hier eine tiefere Gedankenebene fehlt. Die vom Autor erforderte, annehmbar beschreibende unveränderliche Szene von Jaroslav Milfajt (die Kostüme wurden von Andrea Kučerová entworfen) mit häufig ausgenutzten Türen, mit Andeutung einer Trennwand und mit imaginärem, in den Zuschauerraum gerichteten Spiegel ermöglicht die notwendige Simultaneität der Szenen mit unterschiedlichen Gestaltenkonstellationen in beiden Zimmern. Gleich am Anfang setzt die Regie mittels des zuverlässigen Zusammenspiels der Akteure ein flinkes Tempo ein und die nicht vulgäre, geschmackvolle Einstudierung mit einer Reihe von Gagsauftritten (seitenverkehrt angekleidete Hose, Sprung „durch die Wand“, usw.) weiß Rhythmus, Gradation und auch die nicht extemporierende Disziplin zu halten.


Einen enormen Einsatz ist schon seit der Exposition bei Milan Němec in der Gestalt des Bräutigams Bill zu sehen. Zuerst ist er aus der Morgenanwesenheit der sympathisch aufrichtigen, angenehmen und lieben Judy (Hana Holišová) in seinem Bettzimmer bestürzt und sogar hysterisch, dann verwickelt er sich hoffnungslos in die Falle der verschleierenden  Lügen, wobei er auch Applaus auf offener Szene bekommt. Ein guter Typenkontrast zu ihm ist sein mehr gemäßigter und mehr männlicher Freund und Trauzeuge Tom in der Darbietung von Petr Štěpán, der allmählich den cholerischen Eifersuchtanfällen verfällt. Bei der Braut Rachel gelang es an Lenka Janíková, ihre bürgerliche Zurückhaltung und Kommandantenautorität auszudrücken. In der Figur des erotisch verführerischen, an den Intrigen teilnehmenden Kammermädchens Julie stellte sich die neulich engagierte Lucie Zedníčková vor. Die naive, Dekorum haltende Mutter der Braut Dafné in einem rosa Kostüm und Hut wurde von Irena Konvalinová verkörpert. Die Episode des als ein Verrückter sich verhaltenden Hoteldirektors Dupont wurde an Zdeněk Bureš zugeteilt.
Die englische „bitterkalte Komödie“ Ein Traum von Hochzeit erfüllt in der soliden Aufführung in Brno alle Vorraussetzungen dafür, ein durch das Publikum ausgesuchter Titel zu werden und nach dem Beispiel ihrer hiesigen Genrevorgänger noch lange wiederaufgeführt zu sein. 
                                                                                           

Perfekter Traum von Hochzeit

Pavel Růžička 1. Mai 2010 zdroj Kult

Falls Ihnen in der letzten Zeit Lachen fehlt, besuchen Sie Ein Traum von Hochzeit im Stadttheater Brno. Es ist ein Typ der Komödie, in der das ausgezeichnete Thema und die bis zum Detail durchdachten Dialoge bei Vergleich mit den schauspielerischen Leistungen nur die zweite Geige spielen. Einige unsichere Anfangsminuten, wenn Sie sich vor allem in der Rolle von Hana Holišová vom Gefühl der Zwangsläufigkeit nicht befreien können, sind zum Glück durch den Situationsorkan und durch die Ankunft von anderen Schauspielern schnell ersetzt. Um so mehr genießen Sie die empfindlich dargestellte Gestalt des Kammermädchens July. Lucie Zedníčková, neue Ensemble-Mitgliederin, bedeutet für Brno ganz sicher eine Stärkung. Sie stellt eine vielmehr jüngere Gestalt dar und es ist nur schwierig zu glauben, dass es von der Zeit ihrer Darstellung von Barbora Terebová von Jirotka schon sechzehn Jahre vergangen sind!

Falls Ihnen in der letzten Zeit Lachen fehlt, besuchen Sie Ein Traum von Hochzeit im Stadttheater Brno. Milan Němec – Bill mit Hosenlatz nach hinten – hüpft niedergeschlagen auf den Bretten des Stadttheaters, und wenn es vor ihm in jenem Moment die Angehörigen der Verkehrspolizei anstelle ihrer zukünftigen Theaterehefrau Rachel  (Lenka Janíková) erscheinen würden, würde er ganz sicher „anhauchen“. Nicht einmal der Treuzeuge, Bills Freund Tom (Petr Štěpán), ist daran besser. Aber dieser, im Unterschied zum Bräutigam, verbrachte die Nacht im Hotelzimmer allein, und gerade darum geht es in diesem Stück. Einfach gesagt, Bills Abschied vor der Freiheit misslang ein bisschen. Aber nicht nur misslang, er verwarf sich schön! Wenn Bill morgens neben einer fremden Frau erwacht, klopft seine Zukünftige schon auf die Tür der Honeymoon Suite. Eine schöne Mordsblamage. Wohin kann man jetzt Judy schnell verstecken, wenn es im Hotel auch Judy gibt, das müssen Sie selbst im Zuschauerraum erfahren!

Es ist die einfache Szene von Jaroslav Milfajt, die der perfekte Milan Němec mit seinem bubenhaften spontanen Witz noch über ihre ursprüngliche einfache Funktionalität überschritt, es ist der zweifellos perfekte Timing von Witzen und ganz sicher auch die schauspielerische Abstimmung von zwei Herren (Němec, Štěpán), mit sehr guten Leistungen von anderen Schauspielern ergänzt, was aus Einem Traum von Hochzeit ein perfektes Spektakel macht. 
                                                                                                     

Wenn die Hochzeit perfekt klappt, ist es dann eine Pleite

Jiří P. Kříž 1. April 2010 zdroj Právo – Südmähren

Grimmige Komödie von Robin Hawdon ist eine im Stadttheater Brno aufgeführte Delikatesse für die Zuschauer
In gewissem Lebensalter gibt es vielleicht keinen Einzigen/keine Einzige, welcher/welche die perfekte Hochzeit nicht erleben möchte. Nur Robin Hawdon hatte so viel Frechheit, dass er in Einem Traum von Hochzeit während der Vorhochzeitsnacht die verschiedentlich verbundenen und gehaltenen Beziehungen zerrüttete und noch dazu die neuen, vielleicht mehr zukunftsvollen aufbaute.
Diese bekannteste Komödie von Hawdon aus seinem weiten Komödienverzeichnis wird bei uns wie seine einzige gespielt. Nach Pardubice, wohin sie vor fünf Jahren von Zdeněk Dušek geführt wurde (damals wurde sie zum ersten Mal in Tschechien aufgeführt) und wo Milan Němec in der Gestalt des Treuzeuges Tom auftrat, wurde sie für das Stadttheater Brno von Jan Šotkovský wieder übersetzt und von Stanislav Slovák, Regisseurhechte, in Szene gesetzt.
 
Mit einer fremden Frau in einem fremden Zimmer
Es ist sicher mehr gegenwärtige Übersetzung als jene von Fahner in Pardubice. Es sind in ihr auch die Wörter zu hören, die noch vor einigen Jahren nur mit Errötung auf den Bühnen erschienen.
 
Und Milan Němec, der inzwischen von der Elbe zum Fluss Svraka umzog, exzelliert diesmal in der Gestalt des Bräutigams Bill. 
Diese Rezension könnte eigentlich eine Studie seiner schauspielerischen Entwicklung sein. Ein Traum von Hochzeit wurde dank ihm und dem Regisseur Slovák aus der Konversationsinszenierung zu einer genialen Crazy-Komödie. Seit dem Moment, wann Bill in dem für die Brautnacht bestimmten Zimmer mit einem fremden Mädchen erwacht, folgt ein Gag den anderen. Was die schauspielerische Kunst betrifft, rief Milan Němec in den Meister a la´ Erik Pardus. Und das ist ein Kompliment, das ich nicht zu oft sage.
Die Peripetien von einigen wenigen Stunden vor der Trauung führen zu einem unerwarteten Ziel beinahe in realer Zeit von zwei Infarktstunden. In den Kulissen des Wohn- und Schlafzimmers der Hotelsuite (Jaroslav Milfajt), in den provokativen Kostümen von Andrea Kučerová und mit der ebenso wie die Geschichte rasenden Musik von Karel Albrecht. 

Frauen zum Anbeißen hübsch
Der Gegenpol des Bräutigams ist ein mehr gesetzter, aber genauso unausgeglichner Treuezeuge Tom, in Brno in der Darbietung von Petr Štěpán. Als Beispiel können dann die Braut Rachel, das Mädchen Judy, das Zimmermädchen Julie und die Mutter der Braut Dafné sein. Lenka Janíková, Hana Holišová, Lucie Zedníčková und Irena Konvalinová geben zu ihrer schauspielerischen Kunst noch die gepflegten Körper zu. Die Rollen passen dann ihnen wirklich gut.
 
Was den Typ betrifft, ist Zedníčková eine gute Verstärkung des Stadttheaters Brno. In der Gestalt des Zimmermädchens Julia ist ihre Stimme beinahe die Barstimme.
                                                                             

Vollkommene Hochzeit – vollkommene Komödie

Peter Stoličný 31. März 2010 zdroj divadlo.sk

Robin Hawdon: Ein Traum von Hochzeit. Übersetzung: Jan Šotkovský. Dramaturgie: Klára Latzková, Jan Šotkovský. Regie und Bearbeitung: Stano Slovák. Szene: Jaroslav Milfajt. Kostüme: Andrea Kučerová. Musik: Karel Albrecht. Premiere: 27. 3. 2010 im Stadttheater Brno.
     
Ende März fand im Stadttheater Brno die Premiere des Stücks von Robin Howdon Ein Traum von Hochzeit statt. Dieser Autor ist in der tschechischen Theaterumgebung überraschend nicht zu viel bekannt, auch wenn seine Stücke in diesem Jahrzehnt nicht nur in vielen britischen Theatern, sondern auch in dreißig Ländern in der ganzen Welt aufgeführt werden. Deshalb ist Jan Šotkovský zu loben (er ist Übersetzer und auch ein der Dramaturgen dieser Inszenierung), dass er sich entschied, diesen Autor und seine Komödie dem tschechischen Publikum vorzustellen. Sie ist nämlich so gelungen und verlockend wie zum Beispiel der in der ganzen Welt aufgeführte Florentiner Hut von Eugéne Labich. 
     
In diesen beiden Stücken ist viel Gemeinsames zu finden. Der Bräutigam, die Braut und die anderen, die zwischen diese zwei daherkommen und verursachen, dass alles, was einfach sein könnte, kompliziert wird, alle aneinander stoßen, sich belügen, sich ausreden, sich in ihre eigene Lügen  verwickeln bis die Situation so unerträglich ist, dass alles „explodieren“ muss. Und wenn es zu jener Explosion kommt, alles endet überraschend gut, jeder findet seine Liebe und alle sind zufrieden. 
     
Die Wurzeln dieses Typs des Theaterstücks sind wahrscheinlich schon in den Bacchusspielen in der Zeit der  Antik zu finden, seine Typologie stabilisierte sich doch in der italienischen Komödie commedia dell´arte, welche in der Zeit der Renaissance durch die wandernden Künstler in ganz Europa gebracht wurde. Die beste Genrebezeichnung ist vielleicht „Posse“, auch wenn die Posse in unserer Sprache eher etwas Verdammenswertes bedeutet. Doch, Ein Traum von Hochzeit  ist eine Posse in dem besten Sinne des Wortes. Es ist eine Konversationskomödie, in der jeder seine unverwechselbare Position hat. Und die Gestalten entwickeln sich nicht, sie sind nur von einer peinlichen Situation zu der anderen machtlos geschleppt und der Zuschauer lacht über die Ohnmacht der Protagonisten, welche sich in ihre eigene Lügen unglaublich verwickeln. 
     
Der Autor der Komödie Robin Howdon gab in einem Interview zu, dass er jedes Wort sehr abwog, damit die Geschichte nicht zu viel wortreich ist und möglichst schnell abläuft. Es ist zu sagen, dass auch der Übersetzer diese Regel respektierte und alle Finessen des Tschechischen dazu ausnutzte, dass die Handlung schnell abläuft und die Dialogen auch komisch wären, auch wenn sie immer möglichst ernst interpretiert werden. (Und je ernster die Protagonisten sind, desto komischer sind sie). Ich weiß nicht wie, aber diese Szenen (gleich jene erste im Bett, wann der Protagonist mit einer fremden Frau in einem fremden Bett erwacht...) erinnern mich an die Komödien von Georges Feydeau, insbesondere an Die Dame vom Maxim. Schon selbst die Situation, wann ein Man neben einer schönen nackten Frau nackt erwacht und sich an die Vergangenheit nicht erinnert, das ist ein unglaublicher Jux (ich berufe mich an Herrn Werich, der behauptete, dass Jux kein Schimpfwort, sondern ein Terminus technicus ist). Also, es ist wirklich ein Jux, von Anfang bis Ende. Ein großes Verdienst daran hat sicher der Regisseur Stano Slovák, der die Regie zum ersten Mal in schneller Komödie machte. Und er beherrschte sie meisterhaft. Hut ab. Alle Gags sind gut programmiert, die Situationen, trotz riesigem Tempo, das er angab, sind verständlich, es ist hier keine überschüssige Geste, kein überschüssiger Schritt, jedes Detail ist wunderschön durchgearbeitet. Es half ihm damit sicher das ganze Team. Die wie immer funktionelle Szene wurde von Jaroslav Milfajt entworfen, die Kostüme dann von Andrea  Kučerová. Ausgezeichnete Musikauftritte wurden von Karel Albrecht komponiert und an der Dramaturgie nahm Klára Latzková teil, deren Arbeit im Stadttheater Brno immer mehr sichtbar ist. Und jene „Hut ab“ gehört vor allem den Schauspielern. 
 
Milan Němec bemerkte ich zum ersten Mal in seiner Rolle von Celesten in Mam´zelle Nitouche. Ins Stadttheater Brno kam er 2007 aus Pardubice schon wie ein ausgereifter Schauspieler. Aber seine Komödienfähigkeiten zeigte er erst in Einem Traum von Hochzeit. Seine schauspielerische Kunst ist ziemlich expressiv, er wusste doch seine Gesten, seine Zerrissenheit in richtiger komödiellen Ebene zu halten. In der Gestalt des Bräutigams Bill war er aufrichtig unglücklich und der Zuschauer war wirklich froh, dass er sich in seiner prekären Situation nicht befindet. 
     
Der Partner von Bill war sein Freund und Trauzeuge Tom, der ebenso energisch und mit Sinn für Komik durch Petr Štěpán dargestellt wurde. Ihn sah ich öfter in musikalisch-dramatischen Inszenierungen, zum Beispiel in den Gestalten von Nikola Schuhaj in Koločava, Javert in Den Elenden, er spielte doch auch Viktor Champsbois in der Komödie Floh im Ohr. Es war auch eine schöne komödielle Leistung. Und darüber hinaus wurde ihm der Prestige-Thalia-Preis 2007 für die Gestalt von Horn im Musical Die Hexen von Eastwick erteilt. 
     
Ein bisschen undankbar ist die Gestalt der Braut Rachel. Sie wurde von Lenka Janíková gut dargestellt, auch wenn es schwierig ist, zu der Braut, die nicht ahnt, was um ihr herum geschieht, eine Einstellung zu finden. Es ist die einzige ernste Gestalt, was den Charakter und auch die schauspielerische Darstellung betrifft, und ihre Undankbarkeit besteht gerade darin, dass sich von dieser Ernsthaftigkeit alle wahnsinnigen und komischen Situationen widerspiegeln. 
     
An der anderen Seite stehen die Gestalten der Geliebten und des Zimmermädchens, welche ausgezeichnet und inspirierend geschrieben sind. Und die Schauspielerinnen wussten es auszunutzen. Judy in der Darbietung von Hana Holišová ist nicht nur eine schöne zerbrechliche, junge Frau. Zum ersten Mal sah ich Hana Holišová in einer solchen komödiellen Rolle und sie überraschte mich wirklich. Ich ordnete sie nämlich zu den Musicalschauspielerinnen, schon bei ihrer ersten Inszenierung im Nationaltheater Brno, wo sie im Zaubertopf spielte, und dann vor allem in der erfolgreichen Inszenierung des Stadttheater Brno, in Den Hexen von Eastwick. In Einem Traum von Hochzeit war sie ausgezeichnete Partnerin für beide, in Unglück stürzende Freunde (Bräutigam uns sein Treuzeuge), denen ihre Flechte von Lügen und Erfindung zerbrechliche Judy noch mehr kompliziert. 
     
Julie, Zimmermädchen im Hotel, ist eine aufrichtige Gestalt, welche versucht, zukünftige Hochzeit gutmütig zu retten, das Unheilbare zu verbessern, wodurch sie die Serie von Lügen und peinlichen Augenblicken noch mehr kompliziert. Sie wurde durch Lucie Zedníčková, neue Verstärkung des Stadttheaters Brno dargestellt. Nach der Beendigung ihres Studiums an der Prager Theaterakademie der musischen Künste blieb sie Prag treu. Sie begann im Realistischen Theater zu spielen, dann fand sie Engagement im Schauspielklub und dann war sie mehrere Jahre in der Theatergesellschaft Háta tätig. Bekannt ist sie auch aus den Fernsehinszenierungen (z.B. Geschichte der Kriminalistik), aber immer hatte ich den Eindruck, dass sie auf richtige schauspielerische Angelegenheiten nur wartet. Und es hat sich geloht. Ihr Zimmermädchen ist energisch, aufrichtig und gleichzeitig lächerlich. Für den Zuschauer ist es ein Leckerbissen. Ich meine, dass der Antritt von Lucie Zedníčková ins Stadttheater Brno ein „guter Kauf“ für beide Parteien war.
     
Ein Traum von Hochzeit ist eine wunderschöne Komödie voll von Jux. Es ist immer gut, sich mit den Problemen, die uns nicht betreffen, zu vergnügen. Und es ist ausgezeichnet, sich zu vergnügen, wenn es sicher ist, dass alles gutes Ende haben wird. 
                                                                                     

Aus dieser Hochzeit wird ihr Zwerchfell weh tun

Luboš Mareček 31. März 2010 zdroj MF Dnes

Diese britische Komödie, welche die Dialogen schlägt und auch gegenüber dem Publikum grimmig ist, ist im Stadttheater Brno wirklich gelungen.
 
Seit dem Wochenende wird im Stadttheater Brno die bitterkalte Komödie Ein Traum von Hochzeit aufgeführt. Und es ist zu sagen, dass der Text von Ron Hawdon ein wirklich brillant geschriebener Jux ist, der von einer Replik zu der anderen die Schauspieler und eigentlich auch den Zuschauer selbst schlägt.
 
Diese Boulevardkomödie, die seit dem Jahre 1994 das ganze Europa umflog und bei uns zum fünften Mal aufgeführt wird, zieht Nutzen aus einem einfachen Witz. Der zukünftige Bräutigam erwacht am Tag vor seiner Hochzeit in einem Bett mit einer anderen Frau. In die Hochzeitssuite drängen sich in diesem Moment sein Freund, seine Zukünftige, das Zimmermädchen und andere Leute...
 
Wie wenn sie die Kugeln auf dem Billiardtisch auseinander schlagen und immer in jene stoßen, welche noch nicht aufeinander prallten. Auf demselben Prinzip funktioniert auch die Geschichte von Howdon. Die Missverständnisse sowie die Verwechslungen von Frauennamen werden hier ständig multipliziert. Der erfahrene britische Dramatiker weiß es, mit der Sprache sowie Verwicklungen zu spielen, und er spielt mit diesen beinahe verschwenderisch.
 
Komik, mit vollen Händen ausgegeben
Es ist klar, dass eine ähnlich geschmierte Juxmaschine die schauspielerische Perfektion im Sinne der prompten Zunge und nicht erlahmenden Bemerkungen erfordert. So gesehen, ist die Inszenierung von Stano Slovák eine solid pulsierende Schau.
Der König des Abends ist Milan Němec als der betroffene Bräutigam, der von Umständen und im lyrischen Happy End auch von seinem eigenen Herzen geprüft wird. Němec ist ein echter Dummrian, in seinen eigenen Fallen gefangen, und er weiß, die Komik mit vollen Händen auszugeben. Sein ideal gewählter Gegenspieler ist der physisch sowie schauspielerisch mehr robuste Petr Štěpán in der Gestalt seines Zeuges Tom.
 
Diesen beiden sekundiert dann ausgezeichnet die Frauensuite, in den Formen der jungehelich herrischen  (Lenka Janíková), unglücklich verliebten (Hana Holišová) oder manipulierbaren (Lucie Zedníčková) Weiblichkeit.
Der solid durchgeführte Jux ist im Theater eine wirklich schwierige und seriöse Kunst. Hier ist er ziemlich gut gelungen. Was die Witze, Leistungen sowie Rhythmus betrifft, steht hier eine ausgewogene Posse vor dem Publikum. Die Fäkalwitze sind hier zum Glück nicht zu oft zu hören – ausgenommen einer Toilletenbürste.
Die Schauspieler geraten mit dem flinken Komödiengeruch in keine billigen Dummheiten. Zu dem wahnsinnigen  Mummenschanz dient hier einfache, im kitschigen Theaterrealismus gebildete, aber vom Autor selbst schon vorgeschriebene Szene. Die zwei verbundenen Zimmer sind dann die Arbeit von Jaroslav Milfajt.
Unterstrichen und summiert. Englischer scharfer Witz, mit tschechischer schauspielerischer Verve gewürzt. Diese Hochzeit wird leider nicht klappen, aber ihr Herz wird deswegen nicht wehtun, das Zwerchfell doch. 
                                                                                     
 

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