NAPOLEON oder Die Alchemie des Glücks

NAPOLEON oder Die Alchemie des Glücks

  • Genre Musical
  • Bühne Biskupský dvůr
  • Premiere29. Mai 2021
  • Vorstellungsdauer3:00 hod.
  • Anzahl der Wiederaufführungen14
  • Derniére18. Januar 2023

Historienspiel, Weltpremiere

Wir sind im Jahr 1809. Napoleon Bonaparte herrscht über ein gigantisches Reich, das sich von Königsberg bis zu den Pyrenäen, von Warschau bis nach Neapel, von Antwerpen bis zu den Bergen des nordwestlichen Balkans, von Hamburg bis nach Korfu erstreckt – kurz gesagt, er ist der mächtigste Mann Europas. Als er im September jenes Jahres zum zweiten und letzten Mal in seinem Leben Brünn besucht, das damals von seiner Armee besetzt ist, hat er kurz zuvor durch seinen Sieg in der Schlacht bei Znaim und den anschließend ausgehandelten Waffenstillstand die faktische Unterwerfung Österreichs erreicht. Damit ist Napoleon auf dem Höhepunkt seiner Macht und lässt es sich daher nicht nehmen, eine Militärparade auf dem Schlachtfeld von Austerlitz abzuhalten – dort, wo er vier Jahre zuvor seinen größten militärischen Sieg erringen konnte.

Szenenwechsel: es sind 99 Jahre vergangen, wir schreiben das Jahr 1908. Auf Einladung des britischen Politikers, Autorennfahrers und Besitzers der Burg Veveří Baron Maurice Arnold de Forest kommt bereits zum dritten Mal sein Freund aus Jugendtagen zu Besuch – der damalige britische Handelsminister Winston Churchill. Gegenüber seinen zwei vorausgegangenen Aufenthalten auf der Burg ist diesmal alles etwas anders: Churchill befindet sich gerade mit seiner Ehefrau Clementine auf der Hochzeitsreise. Clementine hat jedoch allen Anlass zur Unzufriedenheit. Weit mehr als ihr widmet sich ihr Gatte seinem im Entstehen begriffenen Buch über Napoleon, in dem er erstmals das Wagnis eingeht, den Grund für Napoleons epochale Siege zu erklären. Er ahnt, dass gerade die verloren gegangene Ansprache Napoleons an seine Soldaten aus dem Jahr 1809 der Schlüssel zu diesem Geheimnis sein könnte. Als er jedoch eines Morgens auf der Burg Veveří aufwacht und feststellt, dass jemand seine Frau entführt hat, muss der junge Winston auf einmal ganz andere Probleme angehen und bis in die Tiefen der Brünner Unterwelt vordringen …

Nachdem das Autorenteam bereits in Baron Trenck, Mendel oder dem Brünner Rad einen recht spielerischen Umgang mit der Geschichte und den Legenden Brünns pflegte, ließ es sich durch die tatsächlichen Verbindungen Napoleons und Churchills zu dieser Stadt nun abermals zu wollüstigen Fabulierungen hinreißen, die auch Dumas zur Ehre gereicht hätten. So beginnt denn ein rasanter Reigen an wahren oder hypothetischen historischen Situationen, der uns unter freiem Himmel in der überwältigenden Kulisse des Bischofshofs als Singspiel dargeboten wird – und das als Weltpremiere.

Regieassistent

Dramaturg

Musikeinstudierung

Chorleiter

Choreographie

Choreographieassistent

Produktion

  • Zdeněk Helbich

Umělecký záznam a střih představení

  • Dalibor Černák

Poster

  • Petr Hloušek, Tino Kratochvil

Theatrical backdrop projections

  • Petr Hloušek

Licht

  • David Kachlíř

Winston Churchill

Clementine Churchillová, jeho žena

Napoleon, legendární vojevůdce a Bonaparte, podvodník

Fortuna, Domina a Květinářka

Archibald, Churchillův tajemník

Agáta, brněnská novinářka

Leoš Janáček

Moritz Arnold de Forest, zámecký pán na Veveří

Ethel Gerardová, jeho žena

Franz Walek, policejní ředitel

Fritz Haarman

Miklós Horthy

Vladimír Iljič Lenin

Benito Mussolini

Kamelot, Student, Voják

Velké Žanek

Potkan, Voják

Trubec, Wágner, Voják

Čurbes, Fjodor, Voják

Šnycl, Šmídmajer, Voják

Vrchní, Hospodský, Voják

Voják, Kriminálník a jiní

Murion

Flašinetář

Gorila

Herberta, zapisovatelka, tanečnice a jiné

Zapisovatelka, tanečnice a jiné

Dáma, tanečnice a jiné

Slečna, tanečnice a jiné

Napoleon oder Die Alchemie des Glücks als Premiere im Brünner Bischofshof

Lenka Sedmíková 2. Juni 2021 zdroj Brněnský deník

Unter der Regie von Stanislav Slovák und unter Mitwirkung des Bühnenbildners Jaroslav Milfajt, des Dirigenten Karel Cón und des Dramaturgen Jan Šotkovský ist die Weltpremiere eines Musicals entstanden, in welchem sich in Brno herausragende historische Persönlichkeiten verschiedener Epochen begegnen und so den Nährboden für zeitlose Geschichtsbetrachtungen und allerhand Fabulierungen liefern.

Großes Lob verdient auch die Kostümbildnerin Andrea Kučerová, welche die jugendliche Fortuna (Alžběta Janíčková) als vermeintliche Glücksbringerin Churchills, die zum Auftakt des Musicals tanzt und ihm in seinen Träumen erscheint, in ein wehendes rotes Kleid hüllte und ihr damit ein unschuldiges und dennoch magisches Aussehen verlieh. Janíčková wirkte bezaubernd und unterstrich durch ihren Tanz ihre Weiblichkeit und ihre Eleganz, mit der sie Churchill zu seinen Großtaten inspirierte. Die durchdachte Lichtkomposition, in der sich Licht, Schatten und Dunkelheit abwechseln, unterstrich den Eindruck einer herausragenden Vorstellung.

Witzige Anspielungen auf den Umzug des Hauptbahnhofs sorgten ebenso wie der verwirrte Polizeipräfekt für eine ausgezeichnete Unterhaltung des Publikums, welches dies mit aufrichtigem Lachen und dankbarem Beifall während der gesamten Vorstellung quittierte. Zum Abschluss der Premiere wollte der grandiose Applaus kein Ende finden, das unermüdlich klatschende Publikum holte alle Mitwirkenden mehrere Male auf die Bühne zurück, wo es nicht nur Blumen für die Damen, sondern auch Geschenkpakete für die männlichen Akteure gab.

In der Handlung vermengen sich scharfe Satire, traurige Wahrheit und Übertreibung, tatsächliche geschichtliche Ereignisse und erfundene Episoden, während die Figuren so witzig karikiert werden, dass sie stellenweise nur noch Kreaturen sind.

Wahrheiten und Mythen über das Glück der zwei Haupthelden

„Lerne zu gehorchen, und du wirst zu herrschen wissen“ sprach der athenische Staatsmann Solon, der von 638 bis 558 v. Ch. lebte. Napoleon hörte nur wenig auf sein Volk, gab sich seinem Egozentrismus und der ihm angeborenen Diktatorenrolle hin, doch hört er auch auf seine zweite Gemahlin, die um viele Jahre jüngere österreichische Erzherzogin Marie Luise von Habsburg-Lothringen, welche nach der Eheschließung mit Napoleon I. zur Kaiserin von Frankreich wurde. Gerade diese Frau trieb ihn durch ihre Schönheit, aber auch ihre Unersättlichkeit und Habgier zu immer weiteren Kriegen an, so dass er nicht auf Elba blieb, sondern sein definitives Ende, auch durch die Erschöpfung seiner ohnehin schon dezimierten Armee und die Niederlage in der Schlacht bei Waterloo, erst auf der Insel St. Helena fand.

Ja, wie die Geschichte viele Male und nicht nur im Falle von Staatsmännern gezeigt hat, gilt stets die französische Redewendung „Cherchez la femme“, deren Autorschaft sowohl Kardinal de Richelieu als auch Alexandre Dumas dem Älteren zugeschrieben wird.

Dagegen gilt für Churchills geliebte Clementine, bei der sich eine geradezu antike Schönheit mit einnehmender Güte verband, uneingeschränkt der Satz František Hrubíns „Jede Frau hat die Macht, den Mann, welchen sie liebt, schön und liebenswert zu machen.“ Nicht nur mit ihren äußerlichen Reizen, sondern auch mit ihrer Liebenswürdigkeit und ihrem Witz bezauberte sie Winston Churchill so sehr, dass er sie nicht nur zur Ehefrau nahm, sondern auch aufmerksam ihren Ansichten zur Persönlichkeit des Premiers und den Ereignissen rund um seine Person Gehör schenkte – und zu Recht zu dem Schluss gelangte, dass ihre Gegenwart an seiner Seite das wahre Glück ist.

Napoleon in Brno

Peter Stoličný 1. Juni 2021 zdroj www.i-divadlo.cz

Ein buntes künstlerisches Programm im Bischofshof. Inszenierungen vor der Kulisse der Kathedrale St. Peter und Paul sind ein ganz besonderes Erlebnis.

Die Dekoration des Renaissancehofs eignet sich auch für Titel, die direkt für diese Kulisse geschrieben wurden: den witzigen Aufstand der Erbsen über das Leben des Naturforschers Mendel, das Epos vom Baron Trenck, dem Pandurenführer, der sein Leben in Gefangenschaft auf dem Brünner Spielberg beendete, oder die inszenierte Legende vom Brünner Rad. Hinter all diesen Inszenierungen stehen der Schauspieler des Stadttheaters Petr Štěpán, der Dramaturg Jan Šotkovský, der Schauspieler und Regisseur Stanislav Slovák sowie der Komponist und Dirigent Karel Cón. Denn in allen Stücken dieses Autorentrios wird gespielt, getanzt und gesungen. Und stets ist ihr Inhalt eine sehr freie und unterhaltsame Auslegung konkreter geschichtlicher Ereignisse, die in irgendeiner Weise mit Brno zusammenhängen. So hat etwa in Baron Trenck die gleichnamige Hauptfigur ein Techtelmechtel direkt mit Maria Theresia. Auch die jüngste „Geschichtsinterpretation“ ist mit Brno verbunden, genauer gesagt mit einem Aufenthalt des britischen Premierministers Winston Churchill, der nur wenige Tage auf der nahegelegenen Burg Veveří weilte. Auch hier haben die drei gerissenen Autoren wieder voll zugeschlagen und in ihrer Weltpremiere ihr ganz eigenes Geschichtsbild zum Besten gegeben. Ihre Inszenierung NAPOLEON oder Die Alchemie des Glücks ist wiederum eine gelungene, humorvolle Auslegung der Historie der Stadt Brno.

Bei Inszenierungen dieser Art kommt es immer auf die Songs an. Hier wurden sie von Karel Cón komponiert und vom Orchester des Stadttheaters Brno live im Laubengang des Renaissancebaus im Hintergrund der Bühne gespielt. Hinzu kommen noch einige unauffällige, aber durchaus wichtige Eingriffe des Szenografen Jaroslav Milfajt, der das Bühnenbild um manche Teile bereichert hat. Dem Zuschauer mag es geradezu erscheinen, als hätten sie dort schon immer gestanden, so perfekt passen sie vom Stil her in die Renaissanceumgebung.

Jedes Jahr sind die sommerlichen Vorstellungen im Bischofshof ein wahres Fest der Theaterkunst. Doch das Jahr 2021 wird ganz besonders sein, denn nach der Pandemie und den durch sie verursachten „Entzugserscheinungen“ wird jede Aufführung ein solches Fest der Musen sein wie dieser Premierenabend des neuen Titels Napoleon.

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