ANTONIUS UND CLEOPATRA

ANTONIUS UND CLEOPATRA

  • Genre Schauspiel
  • Bühne Schauspielbühne
  • Premiere29. August 2020
  • Vorstellungsdauer2:40 hod.
  • Anzahl der Wiederaufführungen30
  • Preis 490 - 520 Kč

Eine Liebestragödie

Du wusstest, welch große Macht du über mich hast,
es reicht ein Nicken, und ich werde gegen die Götter
dir folgen.
(…) Du wusstest,
dass ich mich dir stets in allem unterwerfe
und dass mein Schwert meiner Hand entgleitet,
ermattet durch die Liebe zu dir.

Der große Diktator Julius Caesar ist tot, und tot sind auch seine Mörder. Marcus Antonius ist nun der Anführer der Verteidiger Roms. Auf dem Höhepunkt der Macht befindet er sich jedoch nur bis zu jenem Moment, als er in das betörende Ägypten reisen muss, wo der mächtige Heerführer ganz dem außergewöhnlichen Zauber der Königin Kleopatra erliegt. In ihrem Bett findet Antonius eine so starke Liebe, dass ihm die Lust aufs Kriegführen und Regieren vollkommen vergeht. Doch kann einer der mächtigsten Männer der Welt nicht ohne Folgen einfach so das Schwert und seiner Herrscherpflichten vernachlässigen. Antonius’ Souveränität als Heerführer, sein Wille und seine Entschlossenheit zur Machtausübung schwinden dahin, während die Leidenschaft, die er für Kleopatra empfindet, schließlich beide Liebhaber ins Verderben führt…

In einem der suggestivsten Bühnenstücke William Shakespeares trifft Laster auf Tugend, Sehnsucht auf Pflicht, erhabene Liebe auf politischen Pragmatismus. Die Liebe wird zum Auslöser des Krieges, und ganze Reiche werden der Leidenschaft geopfert. Shakespeare fasste seine Geschichte von Liebe und Macht in eine einzigartige Poesie, die auch nach Jahrhunderten nichts von ihrer atemberaubenden Schönheit und Intensität eingebüßt hat. Für Regisseur Stanislav Moša war dieses Stück nach dem Kaufmann von Venedig und König Lear innerhalb kurzer Zeit die dritte Gelegenheit, das „große Welttheater“ Shakespeares in seiner ganzen Widersprüchlichkeit wie in seiner Großartigkeit auf unsere Brünner Bühne zu bringen.

Autor

  • William Shakespeare

Regieassistent

Übersetzung

  • Jiří Josek

Musik

  • Mirko Vuksanović

sprachliche Zusammenarbeit

  • Eva Spoustová

Poster

  • Tino Kratochvil, Petr Hloušek

Umělecký záznam a střih představení

  • Dalibor Černák

Světelný design

  • David Kachlíř

Produktion

  • Zdeněk Helbich

Marcus Antonius, triumvir

Octavius Caesar, triumvir

M. Aemilius Lepidus, triumvir

Kleopatra, egyptská královna

Sextus Pompeius

Domitius Enobarbus

Decretas

Thidias

Věštec

Vesničan

Voják, Strážný

1. Sloužící a voják

2. Sloužící a voják

3. Sloužící a voják

4. Sloužící a voják

5. Sloužící a voják

Antonius in den Fängen der Liebe Kleopatras

(tr) 9. September 2022 zdroj www.brnozurnal.cz

    Shakespeares Liebestragödie Antonius und Kleopatra ist eine harte Nuss für die Zuschauer wie für das Theater selbst. Als Zuschauer sollte man sich wenigstens ein bisschen in den geschichtlichen Zusammenhängen auskennen und Octavius Caesar nicht mit seinem Onkel, dem berühmteren Gaius Julius Caesar, verwechseln, von dem hier überhaupt nie die Rede ist. Die Figuren unterhalten sich über alle Ereignisse (Schlachten), auf der Bühne spielen sich ausschließlich die Szenen der komplizierten zwischenmenschlichen Beziehungen ab. Die Handlungsachse ist allgemein bekannt, dennoch ist es sehr angenehm, mit den Schauspielern des Stadttheaters Brno wieder einmal das Triumvirat und den berühmten Feldherrn Marcus Antonius in den Fängen der Liebe Kleopatras verfolgen zu können.

    Vor allem, weil Regisseur und Theaterdirektor Stanislav Moša zwei seiner bekanntesten Akteure mit den Hauptrollen betraut hat – Ivana Vaňková und Petr Gazdík. Den meisten Zuschauern dürfte bekannt sei, dass die beiden auch außerhalb des Theaters schon lange ein Paar sind. Diese Tatsache war jedoch für den Regisseur kein Grund für die Wahl Gazdíks, wie er vor der Premiere der Presse gegenüber versicherte. Auf Ivana Vaňková als Herrscherin sei seine Wahl nämlich sofort gefallen, über ihren Bühnenpartner dagegen habe er länger nachdenken müssen. Jedenfalls hat er eine gute Wahl getroffen. Kleopatra überzeugt mit ihren rasch wechselnden Launen. Sie ist mal liebevoll, mal hysterisch, mal kalt berechnend, mal besonnen und bedächtig, sie ist erhaben, aber auch voller niederer Instinkte. Petr Gazdík kontrastiert etwas mit Kleopatra, gibt er doch seine Gefühle nicht so leidenschaftlich zum Besten. Er ist verliebt, aber dabei auch noch immer ein kühler Stratege. Auch Michal Isteník in der Rolle von Antonius’ Freund Domitius Enobarbus enttäuschte nicht. Mit Witz und Ironie glossiert er das Geschehen. Dazu macht er seine typischen Grimassen, was ihm sehr gut zu Gesicht steht und dem Publikum gefällt. Ernsthafter ist er in dem Moment, als er Antonius verrät. Dies entspricht der historischen Wahrheit, ansonsten hat Shakespeare diese Figur ganz nach seinem eigenen Geschmack modelliert. Weniger ausdrucksstark ist Jakub Uličník in der bereits erwähnten Rolle des Triumvirn Octavius Caesar. Seine streitbaren Dialoge mit Antonius sind von zentraler Bedeutung für das Stück, doch man spürt, dass von Octavius’ Seite etwas der Einsatz fehlt. Uličník ist zweifellos ein ausgezeichneter Schauspieler und auch Komiker, doch passen andere Rollen besser zu ihm. Es wird die kultivierte tschechische Sprache des Übersetzers Jiří Josek gesprochen. Diese hören wir auch aus dem Munde von Viktor Skála in der Rolle einer weiteren wichtigen Figur, des Triumvirn Marcus Aemilius Lepidus, und reizvoll klingt sie auch bei Dagmar Křížová in der Rolle von Antonius’ Gemahlin Octavia. Markanter spielte seine Rolle des Aufrührers Sextus Pompeius Dušan Vitázek, und auch Jiří Mach als Thidias hält sich wacker. Unter allen, auch den hier nicht genannten Figuren ragt ganz logisch ein zentrales Paar heraus. Ivana Vaňková wird noch lange keine alternde Kleopatra sein, desto mehr nehmen wir ihre Reize als Verführerin bedeutender Männer wahr. Regisseur Stanislav Moša nähert sich einem Filmdrehbuch, indem er in raschen Schnitten zwischen Ägypten und Rom hin- und herwechselt. Nach seiner eigenen Aussage hat er Shakespeares Ursprungstext um etwa 30 Prozent gekürzt, um eine größere Übersichtlichkeit zu erzielen und die Konzentration des Publikums nicht zu überfordern. Bühnenbildner Christoph Weyers schuf für die Schauspielbühne viermal vier hohe Säulen, die entfernt an die Architektur der beiden Orte erinnern. Bei Ortswechseln verändert jede der Vierergruppen ihre Position. Ein ausdrucksstarkes Belebungsmittel ist das Spiel der Lichter (David Kachlíř), sehr effektvoll ist die gedämpfte Beleuchtung im Innern jeder Säule. Andrea Kučerová schuf für die Figuren aus der Antike neuzeitliche Kostüme, einen „antiken“ Schnitt haben manche der Kleider Kleopatras und Octavias. Die Musik von Mirko Vuksanović ist kaum hörbar, aber harmoniert angenehm mit dem Text wie dem Szenenbild. Es wäre schade, diese Inszenierung zu versäumen.

Antonius und Kleopatra – Premiere des berühmten Dramas in Brno

Peter Stoličný 4. September 2020 zdroj www.kultura21.cz

… Das berühmte Stück wurde von Theaterdirektor Stanislav Moša einstudiert, der als erfahrener Regisseur bereits auf Hunderte von Inszenierungen im In- und Ausland zurückblicken kann. Als Regisseur ist er seit 1983 tätig, nachdem er die Theaterfakultät der Janáček-Akademie in Brno absolviert hatte. Da kann es nicht verwundern, dass seine Regie von Shakespeares Stück höchstes professionelles Niveau aufweist. An der Adaptation der Übersetzung von Jiří Josek beteiligten sich die Dramaturgen Jan Šotkovský und Jiří Záviš. Joseks ursprüngliche Übersetzung (Nachdichtung) habe ich nicht zur Hand, doch bin ich überzeugt, dass der Text deutliche Kürzungen hinnehmen musste. Schon Joseks Übersetzungen stellten eine besondere Wiedergabe der Shakespeareschen Texte dar. Für die Tageszeitung Lidové noviny schrieb er ein Jahr vor seinem Tod (2018): „Ich glaube nicht, dass ein unverständlicher Text poetisch sein kann, schon gar nicht im Falle eines Theaterstücks, wo eine unverständliche Replik sozusagen ihre Existenz verliert und zu einem bloßen Rauschen wird, das der Zuschauer nicht mehr aufnehmen kann.“ Ja, Moša und die Dramaturgen hatten einen Text zur Hand, der in einer klaren, verständlichen Sprache zum Zuschauer sprach. Und durch gewisse Kürzungen meist nebensächlicher Dialoge gewann der Text an Tempo, wobei die Betonung auf jenen Perlen Shakespearescher Sentenzen liegt, die nunmehr umso dringlicher klingen: Wenn ich meine Ehre verliere, verliere ich mich selbst … Das Schicksal weiß wohl, dass wir es missachten, wenn es uns widerstrebt … Es ist eigenartig, dass wir oft bereuen, wonach wir uns am meisten sehnten …

Partner auf der Bühne wie im Leben
Antonius und Kleopatra ist eine gewaltige schauspielerische Herausforderung, insbesondere für die beiden Hauptfiguren. Im zivilen Leben sind Ivana Vaňková und Petr Gazdík ein Ehepaar. Und der Zuschauer sieht und spürt, mit welcher Leidenschaft und mit welcher Konzentration auf kleinste Details sie ihre Rollen spielen. Hier ist zivile Schauspielkunst mit viel Gefühl zu erleben. Sie sind Menschen von heute und gleichzeitig Schicksalsfiguren der Geschichte. Männerrollen, bei denen sich der Held zwischen der Liebe und seinen öffentlichen Pflichten entscheiden muss, gibt es noch mehr, und das auch bei Shakespeare. Petr Gazdík spielt diese Rolle ausgezeichnet. Für den Zuschauer wirken sein Leiden und sein Schwanken, sein Trotz glaubwürdig. Gazdíks Antonius kann gegenüber Kleopatra zärtlich und geradezu submissiv sein, und im nächsten Moment ist er wieder der Krieger und Eroberer, in dem alles rebelliert. Ivana Vaňková hat schon viele widersprüchliche Frauenrollen gespielt und dabei herausragende schauspielerische Fähigkeiten bewiesen. Die Rolle der Kleopatra jedoch ist außergewöhnlich, und die Akteurin hat sie auch in außergewöhnlicher Weise verkörpert. Ohne zu zögern, lässt sich sagen, dass dies die Rolle ihres Lebens ist.

Shakespeare lässt in seinen Stücken auch den übrigen Figuren genügend Raum, um ihre schauspielerischen Fähigkeiten auszuleben. So können wir denn auch Michal Isteník in seiner humorvollen Rolle des Enobarbus bewundern: Ich beginne meinen Anstand zu bedauern, nur ein Dummkopf hält Dummköpfen die Treue. Oder Dagmar Křížová als Octavia in ihrer verlockenden Weiblichkeit: Ich Elende, was muss ich zwei lieben, die sich hassen … Und so könnten wir alle Protagonisten des Stückes aufzählen. Jeder spielte seine Rolle auf höchstem Niveau und konnte auch dank der behutsamen Regie das Wesentliche aus seiner Figur herausschälen …

Ein starker Kontrast zwischen den Damen- und Herrenkostümen
Die ganze Atmosphäre der antiken Tragödie findet sich wieder auf der von Christoph Weyers gestalteten Szene. Die blau beleuchteten Säulen – ein leichter Kompromiss zwischen der schweren ägyptischen Architektur und der leichteren der Antike – bewegen sich im Halbdunkel und gestalten auch dank der Projektionen am Horizont wirkungsvoll die einzelnen Bilder. Unterstützt werden sie dabei von kurzen und einfallsreichen musikalischen Interludien, deren Autor Mirko Vuksanović ist. Die Kostüme wurden von Andrea Kučerová entworfen. Die Damenkleider wirken auf der Bühne ausgezeichnet, was insbesondere für die wunderschöne und funktionale Garderobe der Kleopatra gilt. Hier dürften sowohl die Künstlerinnen als auch Ivana Vaňková ihren Spaß mit der Mode gehabt haben. Bei Kleopatra ist alles schön und einfallsreich. Dagegen wirkt die Wahl der männlichen Kostüme etwas schwerfällig. Antonius in einem steifen Anzug aus dem 20. Jahrhundert … Hätte er nur im weißen Hemd gespielt, so hätte diese Modernität nicht so sehr gestört. Ebenso tritt Thidias im hellblauen Anzug auf, Lepidus und Agrippa dagegen in ungewöhnlich langen Mänteln … Bei den Männerkostümen gibt es noch mehr, was der Autor dieser Rezension nicht versteht.

Der Gesamteindruck dieser Inszenierung jedoch fällt mehr als positiv aus. Die verständliche, nüchterne Regie hat diesem Werk gutgetan, die schauspielerischen Leistungen aller Protagonisten können absolut überzeugen – was der Zuschauer bei diesem Ensemble schon gar nicht mehr anders erwartet. Das Duo Vaňková – Gazdík war wahrhaft überragend.

Somit bleibt nur, dieser Bühne zu ihrer fünfundsiebzigsten Premiere zu gratulieren.

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